Freiraumwunder zu Weihnachten in der Alvenslebenstraße am 21.12.2022
Anfang September 2022 führten wir unsere erste Freiraum-Aktion auf der Neusser Straße durch (Link zum #1 Rundbrief). Die Eindrücke, Rückmeldungen und das riesige Interesse haben uns nicht lange zweifeln lassen, dass dies nicht das letzte Mal war, dass wir die Bewohner:innen des Agnesviertels auf die Straße einladen möchten. Am 21.12.2022 war es also soweit:
Freiraum, die Zweite: In der Hauptrolle: Alvenslebenstraße, Agnesviertel – ohne Autos, frei für die Menschen. Das Motto: Freiraumwunder zu Weihnachten.
Doch fangen wir vorne an: Die Wochen zuvor waren wir mit der Planung und unzähligen Aushängen in den Fluren des Viertels beschäftigt. Es war aufregend, die Häuser, die man sonst nur von außen sieht, einmal von innen betrachten zu können. Außerdem konnten wir zwei mobile Bäume der Kölner Wanderbäume von der Stadtbibliothek ins Agnesviertel transportieren.
Wie auch beim letzten Mal wollten wir lediglich für den Freiraum und nur einige wenige Attriaktionen sorgen (Kölner Waffelrad und Kölner Begegnungsrad), denn die eigentlichen Attraktionen waren die Ideen und Gestaltungen der Bewohner:innen und Teilnehmer:innen, gepaart mit dem sich ergebeneden Gemeinschafts- und Zugehörigkeitsgefühl.
Es machte den Nachmittag zudem sehr besonders, dass viele eine neue wohltuende Perspektive auf unsere Straßen bekommen sollten: Die Straße als Begnungsort für Menschen – nicht Autos. Nur so konnte sich auch der erhoffte Weihnachtszauber entwickeln.
Damit ihr entweder in Erinnerungen schwelgen oder einen Eindruck vom Freiraumwunder zu Weihnachten gewinnen könnt, haben wir unsere Momente der Erinnerung noch einmal für euch zusammen gefasst:
- eine (be)freite Straße, fast ganz leer, die unsere schönen Häuserfassaden zur Geltung bringt und zum Spazierengehen einlädt,
- Kerzen und Deko am Rande der Straße und auf Fensterbänken, die dem Ganzen eine weihnachtliche Atmosphäre geben,
- Kinder, die glücklich mit Roller oder Rad den Freiraum erobern oder am Begegnungsrad mit ihrem Opa ein Kartenspiel ausprobieren,
- der Geruch von frisch gebackenen belgischen Waffeln, der durch die Straße zieht und die großen und kleinen Menschen anzieht,
- Nachbar:innen, die im Weihnachtsstress inne halten und mit einem Punsch in der Hand ins Gespräch kommen,
- interessierte Passant:innen, die wie selbstverständlich die Straße als sicheren Fußweg nutzen und sich eine Waffel mitnehmen,
- eine ältere Dame aus der Straße, die eine andere Nachbarin schon lange nicht mehr gesehen hat und an einem langen Tisch zu selbst gebackenen Plätzchen und Tee eingeladen wird,
- Eltern aus einer Kita, die in einen regen Austausch vertieft sind und froh sind, dass ihre Kinder sicher (ohne Autoverkehr) spielen können,
- eine Gruppe Schulkinder, die sich ein Gemeinschaftsspiel ausdenken und das noch weit bis in den Abend alle gemeinsam spielen,
- Kinder und Erwachsene, die ihre Ideen zu einer klima- und menschenfreundlichen Stadt auf Kärtchen schreiben und an die Wanderbäume hängen,
- unsere Kinder, die sich vor dem Einschlafen wünschten, dass sie jeden Tag mit den anderen Kindern auf der Straße spielen könnten…
… und schließlich etwa 150 Menschen (groß und klein, alt und jung), die gemeinsam am offenen Fenster der Nummer 11 mit Liedzetteln in der Hand stehen und gespannt auf das von Baärbel, Bettin und Georg initiierte Weihanchtssingen warten:
Das kleine Lagerfeuer bringt die Gesichter der Kinder zum Strahlen, sie lauschen dem Klavier und der Geige und singen alle gemeinsam die traditionellen (und auch halb vergessenen) Weihnachtslieder.
Nicht nur bei „Stille Nacht“ ist die Stimmung ruhig, andächtig und irgendwie magisch.
Vielen Dank an alle Nachbar:innen, die mit geschmückt haben, herzlichen Dank an Bettina und Uli, die so wunderschön gespielt und das Singen organisiert haben, vielen Dank an das Begegnungsrad, die den Kindern tolle Spielmöglichkeiten eröffnet haben und das Kölner Waffelrad, das 100 köstliche Waffeln gebacken hat.
Herzlichen Dank auch an die „Wanderbäume“, die uns auch jetzt noch täglich an diese Aktion erinnern und die hoffentlich unsere Ideen zum „wachsen“ bringen. Vielen Dank an alle, die den Nachmittag zu etwas Besonderem gemacht haben!
Wir vom Veedelsfreiraum setzen uns dafür ein, dass diese Momente voller Menschlichkeit mehr im öffentlichen Raum möglich sein dürfen, denn die Straßen sind auch für Menschen da und sollten auch von diesen mit gestaltet werden können.
Wir hoffen, wir konnten damit einen Perspektivwechsel ermöglichen und freuen uns auf viele weitere Aktionen in diesem Jahr!